Co:Lab Connect: Hemmt die Projekteritis den digitalen Fortschritt? Ein Rück- und Vorblick

17. März 2024

Ein Blick zurück nach vorn. Die letzte Session von Co:Lab Connect am 28. Februar 2024 befasste sich vor allem mit folgender Frage:

Wie bekommen wir die sogenannten „Digitalisierungsprojekte“ weg, die sich schon mühsam seit 15 Jahren schleppen, damit wir den Kopf freihaben für „KI“?

Zehra Öztürk, Stellv. Referatsleiterin im Amt für IT und Digitalisierung der Senatskanzlei Hamburg und Thomas Losse-Müller, erfahrener Volkswirt und Politiker, der sich nun bei 21Staaatskunst engagiert, waren unsere Gäste und haben drei spannende Thesen mit den Teilnehmenden diskutiert. Diese und den Verlauf der Diskussion haben wir hier noch einmal für euch zusammengefasst.

Fokus auf problemorientierte Digitalisierung

Zehra argumentiert, dass der Schlüssel zur erfolgreichen Digitalisierung in der Konzentration auf spezifische Probleme liegt. Anstatt Technologie als Selbstzweck zu sehen, sollten wir sie als Mittel betrachten, um konkrete Herausforderungen zu lösen. Dieser Ansatz verhindert, dass wir in die Falle tappen, alte, ineffiziente Prozesse einfach nur in ein digitales Format zu übertragen, ohne wirklichen Mehrwert zu schaffen. 

Kritische Reflexion und Flexibilität

Eine kritische Reflexion des Digitalisierungsprozesses ist unerlässlich. Zehra fordert uns auf, ständig zu hinterfragen, ob die eingesetzten digitalen Lösungen tatsächlich den erhofften Mehrwert bringen. Dies beinhaltet auch die Bereitschaft, bei Bedarf den Kurs zu ändern und von Fehlern zu lernen, um Schaden abzuwenden – eine Haltung, die in dem türkischen Sprichwort “Egal an welchem Punkt des Schadens du umkehrst, es ist ein Vorteil für dich” widergespiegelt wird. Als schöne Idee brachte sie eine “Abwrackprämie” für digitale Projekte ein. Wenn jemand eine bessere Lösung hat, als die bisherige, kann man dies einreichen und bei Bewilligung eine zweijährige Finanzierung ergattern, um einen funktionalen Piloten aufzusetzen.

Effektive Digitalisierung und öffentliches Vertrauen

Thomas hebt die Bedeutung einer effektiven Digitalisierung für das öffentliche Vertrauen hervor. Bislang hat der Staat diesbezüglich katastrophal versagt, was zu einem gesellschaftlichen Defätismus beigetragen hat. Die Skepsis gegenüber staatlichen Digitalisierungsprojekten und die Wahrnehmung einer generellen Unfähigkeit zur Modernisierung können nur durch greifbare Erfolge und Verbesserungen überwunden werden. Ein systematischer Ansatz, der sowohl technische als auch organisatorische Aspekte berücksichtigt, ist hierfür entscheidend. 

Europäische digitale Souveränität

Darüber hinaus plädiert Thomas für die Schaffung einer europäischen digitalen Autonomie, um Datenschutz und Datensicherheit zu gewährleisten und gleichzeitig eine Basis für die digitale Souveränität Europas zu schaffen. Dies erfordert koordinierte Anstrengungen und die Etablierung gemeinsamer Standards und Werte. Hier brachte er die Idee von zentralen Plattformen statt dezentralen Kleinstprojekten ein. Dies wurde anschließend durchaus auch kritisch diskutiert, zumal der intransparente Aufbau der Nationalen Bildungsplattform alles andere als eine moderne Herangehensweise darstellt.

Überwindung von Herausforderungen

Die Diskussion zeigte deutlich, dass die Überwindung der Tendenz, an alten Systemen festzuhalten, und der Aufbau einer offenen Fehlerkultur essentiell für die Förderung einer Innovationskultur in traditionellen Organisationen sind. Gleichzeitig muss das Spannungsfeld zwischen Datenschutz und Effizienz ausbalanciert werden, um sowohl die Sicherheit der Daten der Bürgerinnen und Bürger zu gewährleisten als auch effektive digitale Lösungen zu implementieren. 

Der Weg vor uns

Um Innovationskultur in traditionelle Organisationen zu bringen, müssen wir also alte Zöpfe abschneiden, indem wir uns auf problemorientierte Ansätze konzentrieren, eine Kultur der kritischen Reflexion und Flexibilität pflegen, das öffentliche Vertrauen durch effektive Digitalisierung stärken, eine europäische digitale Autonomie anstreben und die Herausforderungen und Chancen der Digitalökonomie mutig angehen. Nur so können wir die Transformation unserer Organisationen erfolgreich gestalten und für die Zukunft rüsten. Doch wie gelangen wir hier einen Schritt weiter als über den Austausch gängiger Buzzwords? Wie kommen wir hier konstruktiv weiter? 

Wir danken allen Impulsgeber:innen und Teilnehmenden für die Diskussion – es hat Spaß gemacht!

Ausblick auf die 3. Session von Co:Lab Connect

Diese Frage greifen wir vertieft in unserer 3. Session von Co:Lab Connect am 22. Mai 2024 um 18 Uhr auf.

Wie kriegen wir Innovationskultur in traditionelle Organisationen und schneiden alte Zöpfe ab?

Die Impulsgeber:innen geben wir in Kürze bekannt. Ihr könnt euch bereits einen Platz sichern. Bis dahin!

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