Smart City & Kultur – Mit Innovationsfähigkeit und Phantasie auf Entdeckungsreise

12. Mai 2020

Vernetzung & Sozialer Zusammenhalt

Unter dem Motto „Gemeinwohl und Netzwerkstadt / Stadtnetzwerk“ hat das Ministerium des Innern, für Bau und Heimat zusammen mit der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) die 2. Staffel zur Entwicklung von „Smart Cities made in Germany“ ins Leben gerufen. Zum Zeitpunkt der Ausschreibung war noch nicht klar, wie sich die Coronakrise entwickeln würde und es schien nur eine weitere Ausschreibung, mit ordentlich Geld versehen, für einen nach wie vor nur schwer greifbaren Themenkomplex Smart Cities. Aber: Das Motto Gemeinwohl und Netzwerkstadt war intelligent gewählt, ist aktueller denn je und sollte nochmals genau reflektiert werden! Annäherung durch Vernetzung. Eine Grundidee des sozialen Zusammenhalts, die jetzt in das Digitale überführt werden muss- während der Coronakrise, aber vor allem auch danach.

Smart heißt auf Beständigkeit setzen

Die Begrenzung des Raums spielt im Kontext der Digitalisierung keine Rolle mehr. Distanzen werden verringert, Nähe kann geschaffen werden, neue digitale Spielräume werden eröffnet. Die Möglichkeiten zum Arbeiten von zu Hause via Home Office, zum Lernen von zu Hause oder soziale Kontakte aufrecht zu erhalten, erscheinen völlig neu erlebbar. Konzepte für Smart Cities kommen wieder auf den Tisch. Doch auch hier müssen mitunter erst Grundlagen geschaffen werden, die auch langfristig Bestand haben, d. h. Infrastrukturen, wenn nicht vorhanden, müssen erst aufgesetzt werden, Regeln für die Kommunikation erlernt und auch die Offenheit und Bereitschaft für den Umgang mit Daten und Geräten mitgebracht werden. Dies nicht nur unmittelbar, sondern nachhaltig, um somit Strukturen zu etablieren, die nicht nur smart sondern auch beständig und nachhaltig wirken können – unabhängig von der Pandemie. Gerade im ländlichen Raum, wo der soziale und persönliche Zusammenhalt ein Grundpfeiler darstellt, kann Digitalisierung eine wichtige Chance bieten! Für das Bildungswesen, für die Nahversorgung, für die Wirtschaft, aber auch für die Kultur!

 Neue Herausforderungen für die Kultur im ländlichen Raum

Der Kulturbereich im ländlichen Raum ist von spezieller Prägung und leider steht zu oft der Vergleich zum urbanen Kulturerlebnis im Fokus. Dabei geht es nicht um den Vergleich und  Konflikt zwischen Stadt und Land oder dem Austausch zwischen städtischen und dem ländlichen Kulturleben, vielmehr geht es um die Bedeutung der lokalen Besonderheiten und Traditionen im ländlichen Raum und seine identitätsstiftende Wirkung. So hat beispielsweise der Dialogprozess in Baden-Württemberg gezeigt, dass „in ländlichen Räumen jeweils regionale Identitäten und Bedürfnisse eine wichtige Rolle spielen“ (Petra Olschowski, Staatssekretärin im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg; Quelle: https://www.trafo-programm.de/812_ideenkongress/862_themenraume/976_kulturforderung/1105_kultur-ist-auch-im-landlichen-raum-ein-wichtiger-standortfaktor)

Identitätsstiftende Wirkung ist im ländlichen Raum von besonderer Bedeutung und bedarf Unterstützung und auch das Land Brandenburg trägt diesem Ansatz Rechnung. In seinem Förderprogramm Regionale Ankerpunkte liegt das Augenmerk auf die „identitätsstiftenden Auseinandersetzung mit Themen aus Geschichte und Gegenwart, sie fördern Integration und Partizipation der Bürgerinnen und Bürger und übernehmen gerade auch im ländlichen Raum eine wichtige Funktion als soziale Orte der Begegnung“ (Quelle: https://mwfk.brandenburg.de/mwfk/de/kultur/kultur-und-denkmalfoerderung/genrespezifische-kulturfoerderung/) Derartige Angebote spielen kontinuierlich, d.h. weit über die Coronakrise hinaus, eine wichtige Rolle!

Kultur benötigt angesichts von Corona neue kreative Formen und Inhalte, die Tradition und neue Lebens- und Erfahrungswelten zusammenbringen. Der Kulturbereich steht vor anderen Herausforderungen als noch vor wenigen Jahren – demografischer Wandel, Internationalisierung, Digitalisierung, und nun Corona! Digitalisierung in der Kulturpolitik kann diese Veränderungen begleiten und unterstützen. Die Chance dabei: Teilhabe am digitalen kulturellen Geschehen muss nicht vom Wohnort abhängen und kann so mehr Bürger und Bürgerinnen Zugang zum Kulturerlebnis ermöglichen – vielleicht sogar zum ersten Mal – und Begeisterung verschaffen.

Kultur – eine wichtige Säule der Demokratie!

Um eine nachhaltige Wirkung erzielen zu können, bedarf es geeigneter Angebote, die auch jetzt während der Krise, entwickelt werden und Kulturschaffenden zur Verfügung gestellt werden können. Denn akut steht diese Zielgruppe vor erheblichen Problemen: Wie kommen Kulturschaffende an ihr Publikum, wenn öffentliche Veranstaltungen abgesagt sind? Wie kommt das Publikum zur Kultur? Erste positive Beispiele sind bereits entstanden, wie in Berlin mit www.berlinalive.de oder in Hamburg mit https://hamburg.stream. Initiiert von der DigitalAgentur Brandenburg gemeinsam mit dem Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg ist mit www.kultur-bb.digital auch ein Meta-Portal ins Leben gerufen, das mittels des Hashtags #kulturBB diverse Nachrichten aus sozialen Medien in Brandenburg zusammenfasst. Anders als in den Metropolen wird ein Schaufenster geschaffen, das die ländliche Kulturszene in Zeiten der Covid-19-Pandemie anspricht und für alle Akteure im Bereich Kunst und Kultur im Land Brandenburg zur Verfügung steht. Schnell, niedrigschwellig und im Betrieb günstig werden neue digitale Formate präsentiert und können ausprobiert werden.

Allen Portalen gemein ist: Der Innovationsfähigkeit und Phantasie sind kaum Grenzen gesetzt. Das Publikum kann die neue Vielfalt des kulturellen Angebots als digitale Entdeckungsreise erleben. Kulturschaffende finden ein Publikum auch jenseits des eigenen Twitter-Kanals. Das macht Lust auf mehr – auch nach Corona! Gerade in Zeiten von Social Distancing können hier neue kreative Formate entwickelt und verprobt werden. Darüber hinaus können Konsumenten auch nach der Coronakrise davon profitieren. Jene, die bislang wenig Zugang oder Gelegenheiten für Theater- oder Konzertbesuche hatten oder nicht im Entferntesten an die Möglichkeit gedacht hatten, virtuelle, Augmented Reality (AR) basierte Museumsbesuche zu erleben. Zu einer smarten und digitalen Gesellschaft gehört ein kultureller Unterbau – dies ist Bestandteil nicht nur geistiger Vielfalt und Kreativität, sondern auch ein wesentlicher Beitrag zur Demokratie!

Über den Autor

Peter Siebert, Bereichsleiter Smart City & Region der DIgitalAgentur Brandenburg GmbH. Die DigitalAgentur Brandenburg als junge Einrichtung des Landes Brandenburg hat sich zum Zeichen gesetzt als Scharnier zwischen dem Land und den kommunalen Gebietskörperschaften zu agieren und zu unterstützen. Im Fokus steht dabei die Entwicklung hin zu einem innovativen und smarten Lebensraum. Dazu gehören Handlungsfelder der Digitalen Transformation und deren Vernetzung, z. B. in den Bereichen Verkehr, Arbeit und Daseinsvorsorge, aber auch bei der Kultur. Mit einzelnen Pilotprojekten und den daraus gewonnenen Erkenntnissen sollen Blaupausen für weitere Digitalisierungsvorhaben im Land Brandenburg zur Verfügung gestellt und der Aufbau der digitalen Kompetenz auf kommunaler Ebene unterstützt werden.

 

Beitragsbild: ninocare/pixabay.com

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