Digitalisierung und Nachhaltigkeit: Kommunen tun sich noch schwer

10. Juli 2023

Nachhaltigkeit und Digitalisierung sind die beiden großen Transformationsthemen unserer Zeit. Doch gerade auf kommunaler Ebene werden beide Themen noch zu isoliert betrachtet. Das zeigt eine Studie von Co:Lab e:V., KGSt und Capgemini.

Kommunen müssen moderner werden. Dazu müssen sie zum einen ihre Verwaltungen digitalisieren und zum anderen im Bereich Smart City und Smart Region schneller vorankommen. Sie müssen aber auch nachhaltiger werden. Dazu gehört, Klimaschutz vor Ort umzusetzen und den Wandel sozialverträglich zu gestalten.
Der Nachholbedarf zu beiden Themen ist auch auf kommunaler Ebene groß, wie die Ergebnisse einer Befragung der KGSt-Mitglieder von Juni bis August 2022 zeigen. Aus den Ergebnissen wurden vier Thesen abgeleitet:

1. Potenziale der Digitalisierung werden nicht ausreichend erschlossen.

Die Digitalisierung wird noch zu individuell vorangetrieben. Dabei nutzen Kommunen unterschiedliche Technologien. Das größte Potenzial sehen Kommunen in den Bereichen KI (65 Prozent), Cloud (46 Prozent) und Open Source (45 Prozent). Kein Wunder, sind dies doch Hebel, um Prozesse zu optimieren, dem Arbeitskräftemangel Herr zu werden oder den Bürger:innen mehr Leistungen digital anzubieten.

2. Ganzheitliche Strategien fehlen.

Die Bedeutung der Themen Digitalisierung und Nachhaltigkeit wird erkannt. Knapp 80 Prozent stufen die Relevanz der Digitalisierung als hoch ein. Bei der Nachhaltigkeit liegt der Wert bei 70 Prozent. Trotz dieser Ergebnisse fehlt es häufig an ganzheitlichen Strategien. Rund 61 Prozent der Kommunen haben beispielsweise keine Digitalstrategie. Es besteht also eine Diskrepanz zwischen der ideellen Bedeutung und der strategischen Verankerung und Umsetzung in der Praxis. Die Studie zeigt auch, dass die Kommunen, die bereits eine Digitalstrategie haben, sich stark auf die Themen Verwaltung und Bürgerservice konzentrieren. Energie und Umwelt spielen beispielsweise eine untergeordnete Rolle.

3. Organisatorische Verankerung ist entscheidend.

Digitalisierung und Nachhaltigkeit werden nach den Ergebnissen der Studie nur in den Großstädten integriert gedacht. Dort ist die Verzahnung durch die gemeinsame Arbeit in Teams institutionalisiert. Beispiele hierfür sind spezielle Stabsstellen oder interdisziplinäre Projektarbeit. Die Ergebnisse zeigen, dass der Abstand zu den kleinen und mittleren Kommunen sowie den Landkreisen besonders groß ist. Zudem sind Rollen wie die des Chief Digital Officers (CDO) im Bereich der Digitalisierung deutlich stärker etabliert als entsprechende Rollen im Kontext der Nachhaltigkeit.

4. Informationsdefizite im Bereich des Förderwesens erschweren die Modernisierung in den Kommunen.
Fördermittel sind für die Entwicklung von Strategien und die Umsetzung von Projekten besonders wichtig. Beim Thema Nachhaltigkeit geben zwei Drittel der Kommunen an, dass fehlende finanzielle Ressourcen zu den größten Herausforderungen zählen. Gleichzeitig geben rund 67 Prozent der Kommunen an, dass sie sich von Bund und Ländern nicht ausreichend über Fördermöglichkeiten informiert fühlen. Hier zeigt sich ein Muster: Je kleiner die Kommune, desto schlechter das Informationsempfinden. In der Folge werden notwendige Fördermittel nicht abgerufen. Vor diesem Hintergrund wünschen sich die Kommunen weniger komplexe Förderprogramme, längere Förderzeiträume, eine effektivere Kommunikation sowie mehr Flexibilität und Gestaltungsspielräume.
Die Studie schließt mit aus den Thesen abgeleiteten Handlungsempfehlungen. Dazu gehören:

  • Die Themen Verwaltungsdigitalisierung und Smart City / Smart Region sollten integriert betrachtet und umgesetzt werden. Gleiches gilt für die Themen Digitalisierung und Nachhaltigkeit.
  • Digitalisierungs- und Nachhaltigkeitsstrategien sollten partizipativ und systematisch entwickelt und umgesetzt werden. Dabei sollten alle Akteure der örtlichen Gemeinschaft berücksichtigt werden. Der Kommune kommt dabei eine wichtige koordinierende Rolle zu.
  • Für eine effektive Digitalisierung und Nachhaltigkeit müssen klare organisatorische Verantwortlichkeiten geschaffen und etabliert werden. Dabei kommt es auf eine intelligente Verzahnung an.
  • Der Zugang zu Fördermitteln muss erleichtert werden. Dazu müssen Bund und Länder entsprechende Strukturen und zielgruppenorientierte Informationsflüsse schaffen.

Die Studie kann kostenlos heruntergeladen werden: Studie hier herunterladen

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