6. September 2022

Ein Beitrag im Rahmen der aktuellen Co:Lab-Initiative Nachhaltig digital – digital nachhaltig

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Sharing Economy

Der digitale Wandel hat zu neuartigen und auch niedrig skalierbaren Lösungen geführtsowie zu technisch nie dagewesenen Möglichkeiten von Interkonnektivität und Wertschöpfung. Ein wesentliches Ergebnis war das Aufkommen von Plattformdiensten. Diese sind definiert durch eine hohe Zahl an Teilnehmenden, die n:n miteinander vernetzt sein können, der Skalierung in den Bereich geringster Grenzkosten und hohen Verdrängungseffekten gegenüber Wettbewerbern. Diese Plattformen mit ihren vielfältigen Ausprägungen befeuern maßgeblich die Sharing Economy. Das Konzept der Sharing Economy umfasst ein vielfältiges Spektrum an Angeboten, die ihren Fokus auf das Nutzen anstatt das Mit Hilfe von Plattformen kann das Teilen von Ressourcen, sei es materieller oder immaterieller Art, in ganz anderen Dimensionen erfolgen. Unternehmen wie Uber oder AirBnB stehen ikonisch für eine neuartige Art des teilenden Wirtschaftens. Doch nach anfänglicher Euphorie zeichnen sich mittlerweile Schattenseiten solcher großen, kapitalgetriebenen Plattformen ab. Sei es bei der Frage von Arbeitnehmer*innen-Rechten, bei der Nutzung des öffentlichen Raumes durch Sharing-Anbietende im Mobilitätsbereich, bei der Verknappung von Wohnraum oder den Verdrängungseffekten traditioneller, örtlich verwurzelter Anbieter*innen. Dennoch: In Deutschland gibt es eine Vielzahl an Online Plattformen, die Sharing Dienste für Endkund*innen bereitstellen. Das Umfeld entwickelt
sich nach wie vor dynamisch und innovativ. Das Marktvolumen von plattformbasierten Sharing Diensten wurde von der Beratungsgesellschaft PwC für das Jahr 2018 allein in Deutschland bereits auf mehr als 24 Milliarden Euro geschätzt. Auch wenn diese Schätzung vor der Covid-19 Pandemie erfolgte: Ein grundlegender Umbau des Wirtschaftssystems auf effizientere und suffizientere Formen der Distribution und Ressourcennutzung wird ein grundlegendes gesellschaftliches Thema der kommenden Jahre sein.

Das Konzept der Sharing Economy ist auch für Kommunen von Bedeutung und auf diese übertragbar. So beschreibt der Monitor ‚Nachhaltige Kommune‘ (2021) die Sharing City (deutsch: Teilende Stadt) als eine Stadt bei der „die Stadtbevölkerung ihre Besitztümer und damit ihren Konsum auf das Wesentliche konzentriert, indem sie diverse Dinge – ob Fahrzeuge, Haushaltsgegenstände, Medien, Wohnraum oder auch Kleidung – häufiger teilt und leiht, anstatt sie zu kaufen (und häufig auch kaum genutzt wieder wegzuwerfen).“ Wenn ein Mehr an Konsum vermieden wird und ein angemessener Ausgleich gegeben ist, dann leistet die Sharing Economy bzw. Sharing City einen ökologischen und sozialen Beitrag zur Nachhaltigkeit (WBGU, 2019).

Es ist zu erwarten, dass sich der Trend des Teilens fortsetzen wird. Denn er unterstützt den zugrundeliegenden gesellschaftlichen Wertewandel. Dieser geht hin zu der Idee des Postwachstums und zu einem Bewusstwerden über die Dramatik der Ressourcen- und Klimakrise. Innerhalb der Kommunen verkörpert insbesondere die junge Generation diesen Wertewandel, da sie sich dieser Krise sehr bewusst ist. Es fällt auf, dass es dieser Generation häufig eher um die Verfügbarkeit und Nutzungsmöglichkeit und weniger um das Besitzen selbst geht.

Allein das Präferenzschema junger Generationen zeigt, dass auch kommunalpolitische Diskussionen unter Gesichtspunkten der Sharing Economy geführt werden müssten. Denn das Thema Teilen in Kombination mit Nachhaltigkeit wird vermehrt als Chance gesehen, beispielsweise um kostensparend an bestehende Ressourcen zu gelangen, bewusster mit ihnen umzugehen und sich innerhalb der Gesellschaft gegenseitig zu unterstützen. Außerdem ergeben sich durch die hohe Nachfrage nach geteilten Ressourcen potenziell auch neue Geschäftsmodelle für die lokale Wirtschaft. Gleichzeitig birgt die Sharing Economy auch Risiken, so können Sharing Angebote auch zu übermäßigem Konsum (an Stelle des bewussten Konsumierens) und der damit verbundenen Umweltbelastung führen (WEF, 2017).

Meineke und Real (2022) gehen davon aus, dass die Plattformökonomie auch an der Leistungserbringung der öffentlichen Hand nicht vorbeigehen, sondern aufgrund und im Sinne des derzeitigen gesellschaftlichen Wertewandels zu einer Transformation führen wird. Entsprechend sollten die Chancen der Sharing Economy durch die Kommunen weiter gefördert und genutzt werden. Dabei könnten Kommunen eine „Führungsrolle“ einnehmen, indem sie einen Schwerpunkt auf die ökologische Nachhaltigkeit und sozial-orientierte Angebote legen. So etwas kann beispielsweise über die Schaffung einer eigenen Plattform geschehen und / oder einer bewussten Auswahl und Gestaltung von Kooperationen. Dabei bietet sich auch die Chance, dass die Risiken des Sharing Konzepts minimiert und die Chancen maximiert (oder zumindest gesteigert) werden. Wie eine Kommune eine „Teilende Kommune“ werden und das Thema ganzheitlich umsetzen kann, wird im nachfolgenden Kapitel behandelt

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