Autor:innen: Malte Dahlhoff, Anke Knopp, Patrick Ney

Pflege: Nirgends steht der Mensch mit seinem blanken „Sein” so im Fokus. Hier rückt Künstliche Intelligenz (KI) dem Menschen buchstäblich auf den Leib und gegebenenfalls auch in denselben. Kommunen sind die Orte, in denen Alterung und Pflege „erlebt” und die Folgen des demografischen Wandels sichtbar und spürbar werden. Hier befinden sich sowohl die Pflegebedürftigen als auch diejenigen, die pflegen. Seien es Angehörige, mobile Pflegedienste, die Infrastruktur wie Ärzte, Krankenhäuser, Alten- und Pflegeheime, Wohngemeinschaften für Menschen mit Demenz etc.

Pflege wird dann wichtig, wenn die Selbstständigkeit des Menschen nicht mehr ausreichend gegeben ist.

Bei der Feststellung der Pflegebedürftigkeit geht es um die Frage, wie selbstständig der Mensch bei der Bewältigung seines Alltags ist. Was ist noch leistbar und was nicht? Dazu werden seine Fähigkeiten umfassend in allen Lebensbereichen begutachtet. Mobilität, kognitive und kommunikative Fähigkeiten, Verhaltensweisen und psychische Problemlagen, Selbstversorgung, Umgang mit krankheitsbedingten Anforderungen und Belastungen, Gestaltung des Alltagslebens und sozialer Kontakte. Schaut man sich
diese Fähigkeiten genauer an, sind auch gleich zahlreiche potenzielle Einsatzfelder für digitale Helfer und smarte Assistenzen umrissen: KI allgemein, Roboter, Avatare, smarte Sensoren, Big Data, Internet of Things und sogar Hirnimplantate.

Motivation und Handlungsdruck für KI in der Pflege

(A) Wir alle altern.

Die Gesellschaft muss sich darüber unterhalten, wie „wir” alt werden wollen und wer uns dabei behilflich ist, wenn Geist und Körper zunehmend ihren Dienst versagen, aber kaum menschliche Hilfe als Ersatz und Hilfe in Sicht ist. KI und ihre Anwendungen, sowohl als technische Innovation als auch in Ideen ist daher als Chance zu begreifen, eine Zukunft zu gestalten, in der das Altern erleichtert wird und die Grenzen der Selbstbestimmtheit weit gesteckt bleiben, in denen also ein weitgehend autonomes Leben möglich ist. Diese positiven Annahmen eines breiteren Anwendungsfeldes finden sich auch im Bericht der Enquete-Kommission KI der Bundesregierung 2020, eingerahmt in den Kontext der aufzugreifenden ethischen Fragen. Weiterhin können KI-Anwendungen im Bereich Mobilität die pflegerische Versorgung in ländlichen Räumen unterstützen.

(B) Die Mehrheit der Deutschen wünscht sich KI im Einsatz für Pflege und Medizin.

Das zeigt die Umfrage 10/2020 des Bitkom. Insbesondere bei der Altenbetreuung und in Medizin und Verwaltung soll KI zum Einsatz kommen. Zwei Drittel (68 Prozent) wünschen sich, dass KI ältere Menschen unterstützt. Das können zum Beispiel Anwendungen sein, die Bewegungsmuster erkennen und Gesundheits- daten überwachen. Bei Abweichungen, etwa wenn jemand gestürzt ist und keine Hilfe rufen kann, wird Alarm geschlagen. Genauso viele Befragte (68 Prozent) wollen, dass KI den Arzt bei der Diagnose und der Auswahl der bestmöglichen Therapie unterstützt. Eine Mehrheit lehnt zudem KI im Beziehungsleben ab (63 Prozent), etwa als Ansprechpartner für einsame Menschen. Interessanterweise wird in diesen Themenfeldern jedoch am meisten entwickelt, um einsame und psychisch erkrankte Menschen mit Depressionen oder mit Demenz anzusprechen, etwa durch emotionale Robotik oder Companion-Roboter. Hier bedarf es einer neuen Einordnung der Bedarfe in der Forschung.

(C) Zunehmende Wahrnehmung der Pflegebranche für ein aussichtsreiches Wirtschaftswachstum.

Die Zahl der Innovationen steigt, der Wettbewerb nimmt zu und neue Arbeitsplätze entste- hen, die eine enorme Kapitalmenge gerade in der älteren Gesellschaftsschicht adressieren. Vor Ort können sich neue Branchen aus dem Segment der Pflege- (und Gesundheitswirtschaft) niederlassen. Hier können die Kommunen im Rahmen ihrer Wirtschaftsförderung für eine passende Infrastruktur sorgen. Bestehende Leistungsprofile gilt es auf ihre Zukunftsfähigkeit zu untersuchen. Hier kommen auch die Angebote der Unterstützung durch KI in der Pflege ins kommunale Blickfeld. Warum wir uns mit KI und Pflege beschäftigen müssen, hat darüber hinaus mindestens drei Gründe. Alle begründen sich aus einem Mangel:

(1) Die Gesellschaft in Deutschland altert, der demografische Faktor zeigt Wirkung und die Zahl der Pflegebedürftigen steigt.

Die Zahl der Pflegebedürftigen im Sinne des Pflegeversicherungsgesetzes lag im Dezember 2019 bei 4,2 Millionen Menschen.

Im Dezember 2015 lag die Zahl noch bei 2,86 Millionen Pflegebedürftigen im Dezember 2017 bei 3,41 Millionen. Der Anstieg von 19 Prozent ist auf den veränderten Pflegebedürftigkeitsbegriff seit dem 1.1.2017 begründet. Zudem leiden heute rund 1,7 Millionen Menschen an Demenz. Jedes Jahr kommen rund 300.000 Neuerkrankungen hinzu.

Nicht alle Demenzerkrankten sind pflegebedürftig, wohl aber sorgebedürftig. Rechnet man zu allen Betroffenen auch noch mindestens eine Sorgeperson hinzu, zeigt sich die Relevanz des Themas Pflege und auch des Themas Demenz in der Gesamtgesellschaft: Ein Kopf-in- den-Sand-stecken ist angesichts der Menge an Betroffenen nicht mehr möglich.

(2) Es herrscht ein Mangel an Pflegekräften, der sich weiter verschärft.

Frauen wie Männer sind immer weniger bereit und wirtschaftlich in der Lage, unbezahlte Sorgearbeit in Form von Pflege innerhalb der Familie zu leisten. Zudem leben immer mehr Ältere räumlich getrennt von ihren Kindern. Ein Vakuum an Ansprechpartner:innen entsteht. Neben dem größten Pflegedienst „Familie“ haben professionelle Pflegedienstleister Schwie- rigkeiten, ihren Arbeitsbedarf zu decken. Auch Einwanderung löst dieses Problem nicht.

(3) Kommunen sind der Raum, wo das Altern gestaltet werden muss.

Dabei stehen insbesondere drei Aspekte im Mittelpunkt:
1. Kosten für Pflege (Kommunen) Wohngeld. Pflegebeiträge im Sozialfall
2. Wirtschaftsförderung
3. Aspekte der (digitalen) Daseinsvorsorge.
Zur Kontextuierung gehört hier auch der Aspekt, dass viele in einer alternden Gesellschaft noch dazu in immer größerer Zahl chronisch krank sind. Bei gleichzeitiger Verringerung der Arbeitstätigen und damit Beitragszahlenden ergeben sich Finanzierungslücken für Kostenträger aber auch Kommunen.

Wie gelingt KI-unterstützte Pflege in der Kommune?

Das Für und Wider zum Einsatz von KI in der Pflege ist immer eine Frage der Perspektive. Innovationen entstanden schon immer aus Handlungsnotwendigkeiten. Der Mensch weiß, was er braucht und wird immer besser darin, seine Wünsche zu definieren und diese schnell in die Realität umzusetzen. Den Menschen eröffnet sich die Aussicht, im KI-unterstützten Bereich der Pflege eine neue Lebensqualität zu entwickeln und Vitalität und Autonomie länger ausleben zu können als bisher. KI kann innerhalb dieses Rahmens dabei unterstützen, die Infrastrukturen zu optimieren, aber auch die digitale Souveränität im Umgang mit dem Digitalen und der KI.

Dafür braucht es …

(a) eine Transformation kommunaler Pflegestrukturen, die bisher bisher weitestgehend analog funktionieren.

Es braucht einen einen Runden Tisch vor Ort mit allen relevanten Akteur:innen und einen digitalen Blick. Dieser muss mit allen Beteiligten der bestehenden Versorgungsnetzwerke besetzt sein. Außerdem darf der digitale Blick darauf, wie Pflege künftig in ihren Abläufen digital funktioniert und wo und wie genau KI in den

Einsatz gelangt, nicht fehlen. Sensibilisieren der Akteur:innen vor Ort ist essenziell. Dabei geht es vor allem um den Abbau der Angst vor KI und der Befürchtung, sie würde den Menschen insbesondere im Arbeitsleben überflüssig machen. (Pflege-)Roboter werden auf lange Sicht den Menschen in der Pflege nicht ersetzen, sondern unterstützen, damit mehr menschliche Zeit für die Zuwendung von Mensch zu Mensch bleibt. Die Frage ist allerdings offen, ob die Zeit wirklich für menschliche Interaktion eingesetzt wird. Die Entwicklung von Robotiksystemen ist mehrheitlich markt- und technikdominiert. Ähnliche Versprechen gibt es auch im Bereich Ambient Assisted Living oder Smart Home, doch die Wirksamkeit ist häufig nicht belegt. Weiterhin wird bereits jetzt die soziale/emotionale Unterstützung weniger stark finanziell gefördert als die körperliche Pflege. Menschliche Pflege könnte künftig ein kostenpflichtiger Zusatz zur Pflege durch KI werden.

(b) Fortschrittserzählungen, Fortbildun- gen und konkrete KI-Anwendungen zum Testen und Ausprobieren insbesondere für die Alterskohorte der Pflegenden.

Das ist insbesondere für die sogenannte Sandwich-Generation um die 50 plus, die entweder ihre Erziehungsphase bereits beendet hat oder, für die die aufkommende Pflegearbeit an den Eltern, Großeltern, Schwiegereltern oder alternden Verwandten ansteht, wichtig. Ältere sind dabei nicht direkt die Hauptzielgruppe, sondern die pflegenden Angehörigen, beispielsweise zur emotionalen Entlastung im Pflegearrangement oder zu Organisation des Alltags.

Gleichermaßen sollte aber auch schon jetzt die ältere Bevölkerung möglichst breit und anwendungsorientiert mit den Chancen und Risiken der KI vertraut gemacht und im Umgang damit geschult werden, so dass Basiskompetenzen später „mühelos“ genutzt werden können. Hierzu gehört schon heute die Nutzung von Sprachassistenten und Videokommunikation. In den Beratungskontexten darf es nicht nur um Nutzendenberatung im Sinne von Technikanwendung gehen. Eine viel größere Bedeutung hat die kritische Auseinandersetzung mit Einstellungen, Erwartungen und Haltungen zum Einsatz technischer Assistenzsysteme im Dialog zwischen Nutzenden, Pflegekräften und Angehörigen. Denn vorhandene Ängste und Vorbehalte verhindern oft den Einsatz unterstützen- der technischer Möglichkeiten und damit auch deren potenziell entlastende Wirkung. Nur wenn diese Fragen einen Bezugs- und Resonanzraum finden, können digitale Technologien ihre Wirkungen in der Praxis entfalten. Kommunen könnten hier ihre Expertise einbringen und Beratungen anbieten, denn es liegt in ihrem Interesse, dass mehr ältere Menschen autonom im häuslichen Kontext verbleiben.

(c) eine Erweiterung der Pflegeausbildung um digitale Handwerkzeuge und den Einsatz von KI.

Auch für soziale Berufe wie Pflegewissenschaften, Soziale Arbeit etc. sollte es Teil des Curriculums sein.

(d) KI-Anwendungen, welche die Kommunikationsbarrieren zu Lerninhalten so herabsetzen, dass Lernen zum Selbstverständnis für gesellschaftliche Events wird.

Ähnlich wie bei einem Theater- oder Kinobesuch werden Lernevents oder Lernprozesse so aufbereitet, dass Lernen als Vergnügen wahrgenommen wird – auch im Bereich der Pflege.

(e) eine Sensibilisierung der Entscheider in Kommunen (Politik und Verwaltung) dafür, welche Aufgaben und Entscheidungen „Pflege“ betreffen und wo KI in ihrem Entscheidungsfeld zum Einsatz kommen kann.

Gerade in diesem Bereich braucht es konkrete Beispiele und Handlungsempfehlungen, die zur Anwendung geradezu einladen und auch zu gleichwertigen Lebensverhältnissen im Quartier beitragen. Die Kommune kann als Vermittlerin zwischen technischen Möglichkeiten und Bedarfen vor Ort beziehungsweise der Menschen dienen, beispielsweise in der Beratung (Pflege, Wohnraum, Soziales). Wichtig ist die Berücksichtigung und Behebung sozialer Ungleichheiten wie Geschlecht, ökonomischer Status, Land/Stadt und Migrationshintergrund. Im Alter werden diese Ungleichheiten fortgeschrieben beziwhungsweise verstärkt. So sind ältere Menschen auch durch Digitalität benachteiligt. Vielen Älteren wird oft aufgrund von mehr als nur einer Variablen sozialer Ungleichheit die Nutzung von digitaler Technik erschwert (Intersektionalität). Durch das Fortbestehen der sozialen Exklusion besteht die Exklusion auch auf digitaler Ebene fort.

Es braucht ein Weltbild, welches es begrüßt, dass KI-Maschinen die Menschen von sinnentleerter Arbeit befreien. Wir brauchen den Beweis, dass auch Roboterarbeit in der Pflege sinnvoll sein kann und so mehr Zeit für die Zuwendung zur Mensch-zu-Mensch-Interaktion gewonnen wird. Wir brauchen keine Arbeitsplätze um der Arbeitsplätze willen.

Wir brauchen Menschen, die mit ihrer erwerbsarbeitsbefreiten Zeit etwas Sinnvolles anfangen wollen. Das Altern in der Gesellschaft und der Wunsch, möglichst lange frei und autonom zu leben, ist als Chance zu sehen, denn daraus entsteht der Antrieb, KI als Möglichkeit auf dem Weg dahin zu nutzen. Pflege kann so ein Segen sein, weil ein Makel der Startschuss für Erfindungen war.

Pflege auf kommunaler Ebene: Ideen und Ansätze

Kommunales Baulandmanagement: Ein bestimmter Prozentsatz an neu entstehenden Bauten wird festgelegt für „smart Homes“, also für ein mitdenkendes Zuhause, in dem KI in Form von Assistenzsystemen verbaut und integriert ist. Hier können sich Menschen zudem ein Bild davon machen, wie es funktioniert und welche Vorteile es bietet. Auf diesem Areal entsteht so eine Art „Musterhaus der Zukunft für eine alternde Gesellschaft“. 

Kreise und kreisfreie Städte wirken dabei als Sozialpartner für private Anbieter von Pflegeheimen und Wohngemeinschaften für Menschen mit Demenz. Bei neuen Verträgen, die in der Regel eine Laufzeit von zwei Jahren haben, werden KI-Anwendungen in der Pflege zur Pflicht und die Entwicklung wird hier vorangetrieben und an die kreisweiten Kommunen in Form des Wissenstransfers weitergegeben und erprobt. Wie etwa der flächendeckende Einsatz von  KI im Bereich technische Assistenz/Unterstützung in der Betreuungsarbeit oder auch die Videotelefonie sowie der Einsatz von Sprachassistenten und mitdenkenden Matratzen, etwa zur Prävention bei Feuer oder nächtlicher Bettflucht werden langfristig als Standard vorgegeben.

Der Kreis und kreisfreie Städte sind gleichzeitig auch Pflegeaufsicht. Hier muss auf lange Sicht gewährleistet werden, dass Pflegeberufe die notwendige digitale Kompetenz aufbauen kann. Ebenso kann der Kreis hier grundsätzlich einwirken, dass auch KI in der Pflege zum Einsatz gebracht wird. Eine KI-unterstützte Dokumentation von Pflege kann bei der Kontrolle helfen, welche Leistungen wie erbracht wurden. KI kann zum Einsatz kommen, wenn es um die Verbesserung der Qualität von Pflege geht und auch, um Kostentransparenz herzustellen. Hier rückt nochmals das Thema “Virtuelles (Ausbildungs)-Training in der Krankenpflege in den Fokus. 

Es entstehen smarte Landregionen, die digitale Kompetenz im Umgang mit KI, digitale Befähigung der Bevölkerung und das Altern und autonome und selbstbestimmte Wohnenbleiben auf dem Land adressieren. Die Kommune fördert Wohnprojekte, in denen KI genutzt wird, Hausnotrufe werden in der Wirkungsform von Sprachassistenten (Alexa, Siri) aufgefasst und genutzt: Für Kommunikationszwecke, Medikamentenpläne, visuelle Signale erinnern etwa an die Einnahme, Kontrolle von Helligkeit und Bewegung im Haus.

Kommunale Wirtschaftsförderung wird auch eine Frage des Einsatzes von KI in der Pflege, wie etwa KI-Assistenzsysteme flächendeckend in den Einsatz gelangen können. Auch die Ausbildung und Weiterbildung von Fachkräften vor Ort wird durch den Einsatz von Lerninhalten mit KI erweitert und in kommunalen Schulungszentren angeboten.

Die Kommune zeichnet ein positives Bild von KI-unterstützten Wirken im Bereich Pflege und trägt so dazu bei, dass ein positives Bild vom Altern vor Ort entstehen kann, die Bevölkerung für die neuen Chancen der KI sensibilisiert wird und KI in der Pflege als ein wirksamer und anwendbarer Teil der Daseinsvorsorge in der Kommune wahrgenommen und verankert wird. 

Die kommunale Care-Arbeit wird grundsätzlich nur noch smart und KI-basiert gedacht und weiter entwickelt. Hierzu entsteht u.a. eine kommunale Plattform für Fachärzte und Pflegeheime/Demenzwohngruppen/mobile Pflegedienste vor Ort und Visiten finden via Plattform statt und dokumentieren auch gleichzeitig – denn Fachärzte machen in der Regel keine Haus-/Heimbesuche. 

Die Arbeit der mobilen Pflege kann durch KI verbessert werden: So entfallen möglicherweise viele Fahrten durch die Kommunen oder Fahrtstrecken werden mittels KI besser koordiniert und geplant, so wird wesentlich dazu beigetragen, Fahrten auch zu vermeiden, Umwege zu verringern und die Umwelt zu belasten. 

Pflegedienste könnten zudem durch KI-gestützte Technik schneller und gezielter einen für diese Zwecke geblockten Parkplatz finden, der den Suchverkehr verringern hilft. Sie sind aktiver Teil einer Smart-City- und Mobilitätskonzeption. 

KI hilft auch bei der Verteilung von Fachkräften in Pflege und Gesundheit: Mangel, Angebot und Nachfrage werden transparenter, möglicherweise sogar über eine Plattform buchbar. Angebote werden möglicherweise passgenau abrufbar wie die Buchung von Pflege, Kurzzeitpflege, Heimplatz und Demenzwohnheim. Es entsteht eine Plattform der Angebote und passgenauen Nachfrage. 

Eine Kommune kann dafür sorgen, dass ihre gesundheitliche Weiterbildung vor Ort einem hohen Standard entspricht, der digitale Kompetenz insbesondere in der neuen KI-Nutzung im Gesundheitswesen entspricht. Regionale/Kommunale Vorausschau für moderne Gesundheitsversorgung der Bevölkerung wird zu einem verstetigten Prozess und Standortvorteil.

Ein weiterer aufkommender Trend sind intelligente Algorithmen, die es ermöglichen, eine große Menge an Daten zu integrieren und sinnvoll zu nutzen, um Krankheitsmuster innerhalb von Kommunen oder Regionen zu erkennen. Algorithmen lassen sich darauf trainieren, Menschen zu finden, die medizinische Hilfe benötigen, etwa bei chronischer Lungenkrankheiten. Anwendbar ist dies künftig auch auf soziale Determinanten der Gesundheit, etwa in der Korrelation zwischen Einkommen, sozialem Stand und Gesundheit. Kippt die Balance der Chancengerechtigkeit in einer Kommune, führt das oft zu einer Verschlechterung des Gesundheitszustandes großer Bevölkerungsteile. Intelligente Algorithmen können die betreffenden Bevölkerungsgruppen definieren, identifizieren und helfen, bevor sie durch Krankheit Gefahr laufen, weiter zurückzufallen. (Quelle: Estland Estonias Minister of Health)

Kultur und Kommune: das Stadtarchiv und das Heimatmuseum stellen virtuelle Stadtrundgänge zur Verfügung, die einen Spaziergang durch die Vergangenheit erlauben. Demenzerkrankte können via VR-Brillen in ihre Vergangenheit eintauchen und alte Straßenzüge wiedererkennen oder auch Plätze und Gebäude aus alten Tagen virtuell erleben, das hilft ihnen, sich zu erinnern und setzt einen Kommunikationsprozess in Gang (Erinnerungskultur), der sonst versiegt ist.

Motivation und Handlungsdruck für KI in der Pflege, ergänzende Gedanken

Wir alle altern. Wir alle sterben. Die Gesellschaft muss sich darüber unterhalten, wie “wir” alt werden wollen und wer uns dabei behilflich ist, wenn Geist und Körper zunehmend ihren Dienst versagen aber kaum menschliche Hilfe als Ersatz und Hilfe in Sicht ist.

Damit ist grundsätzlich auch ein passender Abschnitt für eine vertiefende ethische Debatte angeschnitten, denn hier greift zugleich ein Auffächern verschiedener Perspektiven auf die Thematik: Aus Sicht der Entscheidungs-Psychologie kann die Nutzung von KI mit “Satisficing Behaviour” betrachtet werden. Dabei wird im ersten Schritt von Menschen nicht die beste Lösung, sondern die zufriedenstellenste Lösung angenommen. Erst wenn sich die Ausgangssituation der Pflege oder Lebensumstände verschlechtert, wird über Alternativen nachgedacht. Auf KI in der Pflege bezogen bedeutet das, in erster Linie  wollen die Menschen gerne von “echten” Menschen umsorgt werden. 

Untersuchungen aus der Medizin belegen sogar,  Menschen benötigen körperliche Nähe, um emotional und körperlich gesund zu sein. Wobei diese Perspektive eben technische Neuerungen wie VR und Handschuhe mit taktilem Feedback nicht berücksichtigt. Da diese “Nähe” im Gehirn abläuft, kann es mit moderner Technik auch simuliert werden. Bezogen auf das Satisficing Behaviour könnte man nun sagen: Gibt es weniger Pflegeunterstützungpotenzial durch Profis und Angehörige, werden auch KI Systeme genutzt. Diese könnten menschlicher Nähe und Unterstützung sehr nahe kommen. 

In der Ethikbetrachtung von Technologie werden häufig ethische Kipppunkte genutzt, um individuelle Entscheidungen zu unterstützen. KI Anwendungen können bspw. die Selbstbestimmung und Gesundheit/ Sicherheit erhöhen. Auf der anderen Seite der Waage steht die Entmenschlichung und Entfernung des Körperlichen, kurzum Nähe und Emotion. Damit sind KI Anwendungen neutral. Es hängt von der Person, der Situation, der Organisation und Gesellschaft ab, wie die Waage ausschlägt. Menschen sollten die Möglichkeit erhalte, selbst zu entscheiden, dies in Abwägung ihrer Präferenzen wie Selbständigkeit oder Privatheit. Dabei sollten vorhandene Alternativen aufgezeigt werden z.B. von der Kommune, die sich auch in diesem Gestaltungsfeld wird Kompetenzen aneignen müssen. Entscheidungen sind dabei immer eine Momentaufnahme. Durch den Einbezug pflegender / sorgender Angehöriger  kommen weitere Ebenen wie die Belastung hinzu und die Entscheidung verändert sich. Für die Beachtung ethischer Perspektiven kann ich das MEESTAR Modell empfehlen. 

Eine Mehrheit der Deutschen wünscht sich nach einer aktuellen Umfrage des Digitalverbandes Bitkom (10/2020) KI im Einsatz für Pflege und Medizin.

Eine Mehrheit lehnt jedoch KI besonders im Beziehungsleben ab (63 Prozent), etwa als Ansprechpartner für einsame Menschen. Hier entsteht ein zentrales Aufgabenfeld, das allerdings nicht auf den ersten Blick als ein kommunales in Erscheinung tritt: Technische Assistenz und KI Anwendungen können bei der Verrichtung von physisch und psychisch belastenden Tätigkeiten helfen oder diese gar vollständig übernehmen, damit verhindert werden kann, dass diese aufgrund ihrer Arbeit selbst zu schweren Pflegefällen werden. Forschungsprojekte zeigen wie Mobile Care Backup (MoCaB) dass die psychische / emotionale Belastung von pflegenden Angehörigen durch die Auswertung von Sprache analysiert und passende Empfehlungen wie Selbsthilfegruppen vorschlägt. Die Ergänzung der Entlastung  ist um so mehr ein Thema als Pflegende auch Berufstätige sind, die in die Sozialversicherungssysteme einzahlen – bei ihrem langfristige Ausfall jedoch nicht. In Folge muss es für Kommunen von Interesse sein, dass ihre Einwohner gesund bleiben können.

Innovationshebel für den Einsatz von KI in der Pflege

Der Bedarf an qualifizierten, hochinformativen und innovationsfreundlichen Daten wird stetig steigen. (u.s. HighValueData werden gefragt sein.) Es braucht die Diskussion um ein Menschenbild: Welchen Wert haben Ältere im Alter? Wir brauchen die Abkehr von der Belastungs-Diskussion hin zu einer menschenzentrierten Anwendung, die die Pflegenden entlastet und den zu Pflegenden ihre unantastbare menschliche Würde belässt. Bisher wird das Altern jedoch negativ konnotiert und die enormen Kosten an Geld und Aufwand dominieren die Diskussion. Altern darf nicht allein wirtschaftlich betrachtet werden, also der Mensch aus dem Fokus geraten, sondern Ziel muss es sein, Vitalität zu erhalten und so lange autonom und selbstbestimmt in Freiheit zu leben, wie das möglich ist. KI ist eine Chance, ihre Nutzung wird aber kein Zwang werden, es bleibt die Wahlfreiheit. Jedoch halten immerhin 62 Prozent  KI vor allem für eine Chance, 35 Prozent für eine Gefahr. Eine Mehrheit wünscht sich mehr KI in Altenbetreuung, Medizin und Verwaltung. (s.o.) Bei Einschätzungen diese Art gelten häufig für andere, die alt und pflegebedürftig gelten – und nicht zwingend die eigene Ansicht reflektieren. Weiterhin sagen Befragte häufig “kann ich mir vorstellen”, weil es nur ein theoretisches Konstrukt ist, das keine Fakten schafft. Aktuell gibt es wenig KI-Anwendungen in der Pflege – und diese sind häufig unbekannt. Gleiche Fragilität weisen häufig Untersuchungen zu Ambient Assisted Living und Smart-Home bezüglich der Akzeptanz auf. Die theoretische Akzeptanz ist häufig sehr hoch doch in der Realität sieht es dann anders aus, weil es Auswirkungen auf die eigene Lebenswelt hat.

Der Bedarf an qualifizierten, hochinformativen und innovationsfreundlichen Daten wird stetig steigen. (u.s. HighValueData werden gefragt sein.) Es braucht Daten, damit KI überhaupt brauchbare Muster erkennen kann, die aus sich heraus das Potenzial von KI aufzeigen. Um diese zu generieren, braucht es eine breite, konsequente, datenschutzrechtlich akzeptierte und damit transparente Digitalisierungsstrategie. 

Es braucht ein Weltbild, welches es begrüßt, dass KI-Maschinen die Menschen von sinnentleerter Arbeit befreien. Wir brauchen den Beweis, dass auch Roboterarbeit in der Pflege sinnvoll sein kann und so mehr Zeit für die Zuwendung an Mensch-zu-Mensch-Interaktion gewonnen wird.

Wir brauchen keine Arbeitsplätze um der Arbeitsplätze willen. Wir brauchen Menschen, die mit ihrer erwerbsarbeitsbefreiten Zeit etwas sinnvoll anfangen wollen.

Welche Projekte sind schon in der “Schmiede”?

kogni.Home Technikunterstütztes Wohnen e.V.

Ein selbstbestimmtes Leben so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden führen: Ein Wunsch, der im Fortschritt der Digitalisierung für alle Menschen erreichbar scheint.
Mithilfe intuitiv bedienbarer technischer Assistenzsysteme können individuelle Bedürfnisse in der Selbstversorgung, Gesundheit, Hygiene, Alltagsstrukturierung, Sicherheit und Komfort in der Häuslichkeit unterstützt werden. Dabei sind solche technischen Hilfsmittel bereits bei der Entwicklung auf ethische, rechtliche, soziale und sicherheitstechnische Leitlinien abzustimmen.

https://www.kognihome.de/

Wirtschaftsförderung: wfg.medPLUS

Es soll die ambulante, ländliche Patientenversorgung durch die Erprobung von telemedizinischen Lösungen verbessert werden. Dafür soll ein digitaler Gesundheitstreffpunkt in der Region eingerichtet werden, der aus mehreren Teilbereichen besteht. Die Räumlichkeiten sollen in eine Treffpunktecke mit Sitzmöglichkeiten, einen separaten Raum für die Videosprechstunden sowie einen sog. “E-Health-Kiosk”, der der Prävention, der Verlaufsbeobachtung und der Gesundheitsförderung dienen soll, aufgeteilt werden. Die NutzerInnen werden vor Ort durch eine medizinische Fachangestellte angeleitet und begleitet. Ein weiterer Baustein des Projektes ist die Vernetzung und persönliche Beratung von niedergelassenen Ärzte im Kreis Soest. Ein “Digital-Lotse” soll Beratung zu den folgenden Themen anbieten können: Wie lassen sich durch konkrete digitale Werkzeuge in der Arztpraxis die Arbeitsabläufe effizienter gestalten und eine bessere Work-Life-Balance für Ärztinnen und Ärzte sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erreichen?

DIGITALER GESUNDHEITSTREFFPUNKT WOHNORTNAH, ERGÄNZEND, SOZIAL INTEGRIERT

Mit dem digitalen Gesundheitstreffpunkt wird ein neuer Ansatz zur Sicherung der medizinischen Versorgung in ländlichen Regionen erprobt. Er wird ab Anfang 2020 über einen Zeitraum von zwei Jahren betrieben und verknüpft digitale medizinische Versorgungsangebote mit einem sozialen Treffpunkt. Als Bindeglied wird ein:e medizinische:r Fachangestellte:r (MFA) fungieren.

https://wfg-kreis-soest.de/wp-content/uploads/2019/07/wfg.medPULS.pdf

Pflegeausbildung / Stärkung Versorgung: ViRDiPA  – FH Bielefeld
Virtual Reality basierte Digital Reusable Learning Objects in der Pflegeausbildung

Die interdisziplinäre Forschergruppe ViRDiPA entwickelt, erprobt und evaluiert ein Blended-Learning Qualifizierungskonzept zum Einsatz von VR-Technologie in der Pflegeausbildung. Die Erprobungsgruppe bilden Mitarbeiter*innen je zur Hälfte aus der betrieblichen sowie schulischen Bildung aus drei kooperierenden Bildungszentren für Gesundheitsberufe. Ziel ist die Förderung von Medienkompetenz und medienpädagogischer Kompetenz, um bestehende und eigenständig produzierte immersive Virtual Reality (VR)-Trainingsbausteine einzusetzen.

https://www.fh-bielefeld.de/inbvg/projekte/bildungsforschung/virtual-reality-basierte-digital-reusable-learning-objects-in-der-pflegeausbildung

Robotik in der Pflege 

ein humanoider Serviceroboter besucht regelmäßig eine Demenz-WG.

https://www.mehr-digitale-kommunen.de/3752-2/

https://www.fh-kiel.de/campus/projekte/campus-tv/emma-ein-humanoider-serviceroboter/

Oma 4.0: Ambiented Assisted Living (AAL) 

LEADER-Region Lippe-Möhnesee 2020

Ein Gemeinschaftsprojekt der Städte und Gemeinden Bad Sassendorf, Delbrück, Lippetal, Lippstadt, Möhnesee, Soest und Wadersloh. Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums: Hier investiert Europa in die ländlichen Gebiete unter Beteiligung des Landes Nordrhein-Westfalen.

Das Projekt der Gemeinde Lippetal soll zeigen, welche Möglichkeiten für ein selbstbestimmtes Leben im Alter genutzt werden können. Dazu kooperiert die Gemeinde mit dem Caritasverband im Kreis Soest e.V.

Durch die Einrichtung einer Musterwohnung sollen nun verschiedene Assistenzsysteme gezeigt werden, die Alltagserleichterungen für das Leben in der eigenen Wohnung schaffen. In der Musterwohnung können sich die Besucherinnen und Besucher über die (technischen) Hilfsmittel informieren und diese direkt ausprobieren. Begleitet werden Besucherinnen und Besucher der Musterwohnung durch Ehrenamtliche.

http://www.leader-lippe-moehnesee.de/projekt-detailansicht/

Robotik und Ambiented Living Abstract Robotics in AAL 25/09/2019, Florence: Robotik in Ambient Assisted Living

Robotik-Projekt für Anwendung im häuslichen Umfeld älterer Menschen zur Unterstützung und Monitoring. Wichtiger Aspekt der Multifunktionalität um Akzeptanz zu schaffen und Roboter „nützlich“ zu machen.

Virtual Skills Lab, Uni Bielefeld

Die Anwendung Virtual SkillsLab zeichnet sich durch einen hohen Nutzen und hohen Praxisbezug aus. Das führt zu einer qualitativen Verbesserung der Ausbildung. Die Anwendung ist ein Beispiel des hohen didaktischen Potentials von VR und demonstriert die Alleinstellungsmerkmale dieses Mediums gegenüber herkömmlichen Medien. Inzwischen hat das Virtual SkillsLab einen Reifegrad erreicht, der einem Einsatz im Realausbildungsbetrieb gerecht wird. Darüber hinaus ist eine Übertragung auf weitere Szenarien im Gesundheitsbereich sehr gut vorstellbar.

https://virtualskillslab.de/video-beitrag-zum-skillslab-2018/

Smarte Musterwohnung der Stadt Hannover

Smarte Musterwohnung der Stadt Hannover. Neben der Musterwohnung gibt es eine kommunale Technikberatungstelle zu technischen Assistenzsystemen, e-Health und Smart-Home.

https://www.seniorenberatung-hannover.de/info/digitalisierung/smarte-musterwohnung-und-technikberatung

Virtuell Reality und Demenz

Die Dorfgemeinschaft gestaltet Lebensräume:
Gerade im ländlichen Raum erleben die Menschen mit zunehmendem Alter, dass sich Lebensbedingungen und individuelle Bedürfnisse häufig schnell verändern. Es müssen entsprechende Anpassungen erfolgen und neue Hilfesysteme geschaffen werden, um den Menschen weiterhin ein Leben in der liebgewonnenen Umgebung zu ermöglichen und dabei ein hohes Maß an Sicherheit und Lebensqualität zu erreichen. Das Projekt Dorfgemeinschaft 2.0 hat sich diesen Aufgaben angenommen und dazu die Lebensbereiche, in denen Handlungsbedarf besteht, in vier Lebensräume aufgeteilt: Wohnen, Versorgung, Mobilität, Gesundheit und Pflege.

https://www.dorfgemeinschaft20.de/team

Ein Blick in die (nahe) Zukunft

VR Brillen für Demenz werden zunehmen. Sie erlauben die Rückschau in die (kommunale) Vergangenheit der Stadtgeschichte, der eigenen Erinnerungskultur.

Die kommunale Ausbildungsstellen für Pflege wird sehr schnell massiv durch KI gestützt, wie etwa der Umgang mit VR-Brillen, und Ausbildung / Übungen mit VR in dem Berufsfeld Gesundheit und Pflege an sich.

Smart City-Kompetenz mit einem Netzwerk an IOT und damit Sensoren, die Menschen mit Orientierungslosigkeit im Stadtbild erkennt und “sicher” in ihre Wohnung, in ihre Betreuung zurückbringt, wird zunehmen.

Es gibt irgendwann eine KI, die Menschen wie eine Smartwatch am Körper oder an der Kleidung als “Wearable KI” anbringen können, die sie in Echtzeit mit fundierten Daten versorgt, um kluge Entscheidungen im Alltag proaktiv zu treffen. Dabei werden in Echtzeit riesige unstrukturierte Daten durchsucht, gefiltert und aufbereitet, um beispielsweise in einer Pandemie, wie Covid-19, in spezifischen Situationen bestmöglich nach gesichertem und validiertem Wissen zu handeln. 

Informiertheit über den Einsatz smarter Technik wird sich nicht nur verbessern, sondern es wird eine hohe Nachfrage entstehen, die insbesondere kommunal befriedigt werden will: Sowohl Smart Home, Big Data als auch Roboter in der Pflege, Avatare sowie auch “Mensch 2.0” werden Normalität im kommunalen Zusammenleben sein.

Der Ruf nach Zugang zu der konkreten Anwendung dieser Möglichkeiten für eine breite Bevölkerungsschicht wird lauter werden. Die Notwendigkeit der Teilhabe muss daher langfristig gedacht und durch Wissenstransfer und praktisches Erleben bereits heute eingeräumt werden. Dazu braucht es kommunale Erlebnisräume, also lebendige Labore. 

Wir benötigen Entwürfe und Visionen, die in die Verbesserung der Lebensqualität einzahlen. Wir benötigen einen emanzipatorischen Zukunftsentwurf, der aufhört mit dem “weiter so” und den Weg der Dystopie verlässt, sondern konkrete und praktische Anwendungen in den Blick nimmt. 

Das Altern in der Gesellschaft und der Wunsch möglichst lange frei und autonom zu leben ist als eine Chance zu sehen, denn daraus entsteht der Antrieb, KI als Chance auf dem Weg dahin zu nutzen. Pflege kann so ein Segen sein, weil ein Makel der Startschuss für Erfindungen war.

Hirn-Computer-Interfaces werden künftig zur Erhaltung der Vitalität einer alternden und pflegebedürftigeren Gesellschaft Normalität werden. Das wird das Wesen des Menschseins verändern. Das Wissen und das Erleben dieser Veränderung des Spezies Mensch wird in der Kommune sichtbar. 

KI-Anwendungen werden mit weiteren Innovationen aus den Bereichen der Neurowissenschaft, der Biotechnologie, der Nanotechnologie verschmelzen. Wird es eine genetische und smarte Aufrüsten der Gesellschaft geben und was wird das für die Kommunen als Lebensraum bedeuten? Cyborgs und smarte Prothesen als Verlängerung des Menschseins sind bereits heute Realität. 

Ein Beispiel ist das VERE-Projekt (EU). Ziel ist die Forschung über die Fusion des menschlichen Körpers mit virtuellen oder physischen Surrogaten. Mit Fusion ist gemeint, dass die Probanden meinen, dass der virtuelle Körper ihr eigener ist, oder dass sie sich tatsächlich im physischen Raum der realen Welt in einem Roboterkörper befinden, den sie als ihren eigenen wahrnehmen.

Mittels eines Brain and Body Computer Interface (BBCI) werden Echtzeit-EEG und andere physiologische Daten verwendet, um auf die Absichten des Teilnehmers zu schließen, und nutzt maschinelles Lernen, um den virtuellen oder robotischen Körper zu steuern. Eine beispielhafte Anwendungen ist die, körperlich beeinträchtigten Menschen wie Tetraplegikern die Möglichkeit zu geben, durch ihr Surrogat wieder in der physischen Welt zu operieren. Quelle: https://cordis.europa.eu/project/id/257695

Leseempfehlungen:

Enquete-Kommission KI  DS 19/23700: Deutscher Bundestag. 19. Wahlperiode 

https://dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/237/1923700.pdf

 2020 Neuro-Enhancement. Über gegenwärtige und zukünftige Chancen und Risiken eines neurowissenschaftlichen Forschungsfeldes unter dem Einfluss von Künstlicher Intelligenz und Digitalisierung für ältere Menschen Katrin Amunts Expertise zum Achten Altersbericht der Bundesregierung