Unsere Motivation für die Initiative #KoKI

Wir befinden uns inmitten einer disruptiven technologischen Veränderung. Künstliche Intelligenz(KI) spielt bei der (zukünftigen) Transformation der Wirtschaft, der öffentlichen Verwaltung und der Gesellschaft eine entscheidende Rolle. Viele Arten menschlicher Arbeit wird sie übernehmen(können). Kein Wunder also, dass das Thema KI zu den zentralen Trends im Zuge der zunehmenden Digitalisierung gehört und Politik und Wirtschaft sprichwörtlich “elektrifiziert”. Auf Bundesebene wird KI in ihren Auswirkungen für Wirtschaft, Staat und Gesellschaft bereits intensiv diskutiert. Dabei geht es vornehmlich um gesellschaftspolitische Entscheidungen, die übergreifende wirtschaftliche, soziale oder ökologische Fragen betreffen. Aus diesem Grund hat die Bundesregierung auch die „Enquete-Kommission Künstliche Intelligenz“ eingerichtet. Sie setzt sich zu gleichen Teilen aus Mitgliedern des Deutschen Bundestages und sachverständigen externen Expert:innen zusammen und soll den zukünftigen Einfluss der KI auf unser (Zusammen-)Leben, die deutsche Wirtschaft und die zukünftige Arbeitswelt untersuchen. Ebenso hat der Bundesminister für Wirtschaft und Energie, Peter Altmaier, im Jahr 2020 eine Globale Partnerschaft führender Länder zur KI verkündet.

In der Global Partnership on Artificial Intelligence (GPAI) werden Expert:innen aus Forschung, Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft der ganzen Welt zusammenkommen, um Entwicklungen im Bereich KI zu beobachten und unabhängig Empfehlungen für politische Entscheidungsträger:innen zu erarbeiten. 

Die Frage nach dem gesellschaftlichen, politischen und rechtlichen Ordnungsrahmen für KI ist also zu einer zentralen Frage unserer Zeit geworden. Diese ist nicht nur auf der europäischen und nationalen Ebene zu diskutieren, sondern auch dort, wo die Menschen leben und arbeiten: in den Kommunen. Kaum jemand spricht aber aktuell darüber, welche Chancen und Risiken mit “selbstlernenden Maschinen” in Kommunen verbunden sind, welche Debatten rund um KI auch im örtlichen Kontext geführt werden sollten und welche guten Beispiele für KI es auf kommunaler Ebene schon heute gibt. Allein die Kommunen, der Ort, wo jede Anwendung im Boden verankert und mit den Bürger:innen reflektiert werden muss, bleiben in den aktuellen Diskussionsprozessen unterrepräsentiert. Die Kommunen entwickeln sich im digitalen Zeitalter zu einem Ökosystem, in der die Kommunalverwaltung, die ihr verbundenen Unternehmen (Konzern Kommune) und die örtliche Gemeinschaft daran arbeiten, die Lebens-, Arbeits- und Standortqualität zu verbessern. Durch selbstlernende Algorithmen ist KI dazu geeignet, Daten, beispielsweise im Rahmen der Entscheidungsfindung, effektiver zu nutzen, Prozesse effizienter zu gestalten und Services attraktiver anzubieten.

Potenziale hat KI dabei in sämtlichen kommunalen Gestaltungsfeldern wie Bildung, Stadtentwicklung, Mobilität, Pflege oder Politik & Verwaltung. In diesem “Ökosystem” ist ein breiter Diskurs gefragt: Zivilgesellschaft, interessierte Bürger:innen, ortsansässige Unternehmen, kommunale Unternehmen, Vereine, Verbände,  Schulen, Kultureinrichtungen – sie alle sind einzubeziehen, wenn es um die Gestaltung der Kommune im digitalen Zeitalter geht.

Für die Kommunen wird es also allerhöchste Zeit, eigene Konzepte vorzulegen. Wir brauchen dringend gesellschaftspolitische Zukunftsdebatten, denn die Fragen zu stellen und zu diskutieren, wie wir leben, arbeiten und gepflegt werden wollen, sind unerlässlich, um der örtlichen Gemeinschaft eine positive Vision innerhalb der digitalen Transformation zu vermitteln, die sonst im Kontext von KI häufig vonÄngsten dominiert werden wird.

Es geht also nicht um das technisch Mögliche, sondern vielmehr um die Haltung und Einstellung der Menschen, um Aufklärung und Überzeugungsarbeit. Kommunale Entscheider:innen und Bürger:innen müssen befähigt und ermutigt werden, die Technologien der Gegenwart zu verstehen und für die Gemeinschaft zu nutzen. “Algorithmen sind keine fremden Mächte”, schreibt Wolfgang Gründinger. Es sind nach wie vor die Menschen, die mit Hilfe von KI die Lebens-, Arbeits- und Wirtschaftswelt gestalten. KI ist kein “anonymer Code”. Menschen verantworten ihre Entwicklung, ihr Training, ihren Einsatz. Umso mehr müssen Kommunen sich jetzt damit auseinandersetzen, welchen Platz die KI in unserem kommunalen Lebensraum haben soll.

Dafür müssen sie sich mit einem gemeinsames Verständnis von KI und potenziellen Einsatzszenarien in den unterschiedlichen Gestaltungsfeldern ebenso auseinandersetzen wie mit der Bedeutung von Daten, dem Umgang mit Ängsten oder ethischen und rechtlichen Fragestellungen. KI muss multidisziplinär gedacht und umgesetzt werden.

Genau da setzt die erste Initiative des Co:Lab “KI in Kommunen” (kurz: #KoKI) an. Sie bringt Expert:innen aus ganz unterschiedlichen Sektoren und Bereichen zusammen und in den Austausch. Das Ergebnis ist die vorliegende Publikation, die einen umfangreichen Eindruck von “KI in Kommunen” gibt und sie damit vor Ort besprechbar macht. Die Initiative will auffordern und ermutigen, den Dialog mit der örtlichen Gemeinschaft jetzt zu führen. #KoKI beleuchtet dabei das ganze kommunale Öko- system und damit den örtlichen Lebenskontext der Menschen. Die Initiative beschränkt sich also nicht auf Einsatzszenarien für die Kommunalverwaltung.

#KoKI verbindet somit die üblicherweise nicht verbundenen Pole von Verantwortlichen in den Regionen mit den politischen Netzwerken der Bundeshauptstadt. Es findet ein durchlässiger Austausch und eine gegenseitige Befruchtung statt, wie sie bislang nicht erfolgt sind. Solche Initiativen durchzuführen und medial zu begleiten, sollte wieder viel mehr integraler Bestandteil jeder Zukunftsdebatte sein, denn ohne eine solche Triebfeder wird sich in Deutschland wenig bewegen. Vor allem aber soll die Neugier geweckt werden, sich selbst auf den Weg zu machen, um die Zukunft mit KI aktiv zu gestalten und die Lebens-, Arbeits- und Standortqualität zu verbessern.

Die rund 100 Menschen hinter #KoKI haben daher multidisziplinär unterschiedliche Themen im kommunalen Kontextbeleuchtet. Die Initiative stärkt auf diese Weise ein gemeinsames Verständnis von KI, betrachtet Vision, Chancen und Risiken von KI in unterschiedlichen fachlichen Gestaltungsfeldern, lenkt den Blick aber auch auf “Querschnittsthemen” wie etwa den Umgang mit Ängsten, (Offenen) Daten, Ethik und Recht. Am Beispiel des Wandels der Arbeitswelt wird deutlich, wie sich auch der kommunale Gestaltungsauftrag durch KI verändern kann und die Diskussionenrund um die “Digitale Nachhaltigkeit” zeigen, wie wir zu einem umsichtigen Einsatz von Technologien kommen, der ökologische, ökonomische und soziale Aspekte ganzheitlich berücksichtigt. Zentrale Thesen und Learnings fassen zusammen, was ein Expert:innengremium unabhängig und im direkten Diskurs miteinander erarbeitet hat.

Diese Ergebnisse kommunal verwertbar zu machen, die KI zu “entmystifizieren” und so zu einer guten, kommunalen Zukunft beizutragen, das ist die Motivation aller “KoKIs”, die zu diesem Ergebnis beigetragen haben.

Marc Groß

Marc Groß

Alexander Handschuh

Alexander Handschuh

Anika Krellmann

Anika Krellmann

Gerald Swarat

Gerald Swarat